Externe Kosten des Verkehrs als Hilfsmittel zur Erreichung nachhaltiger Mobilität
CSFM-Seminar mit Josephine Leuba und Nicole Mathys vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), sowie mit Thomas Heck vom Labor für Energiesystemanalysen am Paul Scherrer Institut (PSI).
Über das Seminar
Die Vorteile des Verkehrs sind zahlreich und offensichtlich, insbesondere für diejenigen, die daran teilnehmen; allerdings sind mit der Nutzung eines jeden Verkehrsmittels auch Kosten verbunden. Ein Teil dieser Kosten wird im Allgemeinen von den Nutzern getragen, aber es gibt auch einen Teil der Kosten, der von der Allgemeinheit getragen wird. Dabei handelt es sich um die vom ARE regelmäßig ermittelten externen Kosten, die sich vor allem auf Umwelt- und Gesundheitsschäden beziehen, sowie um einen Teil der durch Unfälle verursachten Kosten.
Im Rahmen dieses Seminars erläuterten Josephine Leuba und Nicole Mathys im Detail ihre Methodik um den Umfang der nationalen Berechnungen der externen Kosten des Verkehrs zu berechnen, welche sich auf insgesamt 14 Milliarden (im Jahr 2019) belaufen und von denen derzeit nur etwa 5 % internalisiert sind, wobei der Großteil dieser Internalisierung über die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) erfolgt.
Die jährlichen externen Kostenschätzungen für alle Verkehrsträger in der Schweiz bilden die Grundlage für die Berechnung der Transportkosten und der Abgeltungen für den Schwerverkehr sowie für die Gestaltung der schweizerischen Verkehrspolitik. Diese Schätzungen werden zur Beurteilung von Kosten-Nutzen-Analysen von Strassen- und Schieneninfrastrukturprojekten herangezogen und tragen somit dazu bei, den Weg für langfristig nachhaltigere Entscheidungen zu ebnen.
Die Methodik wird ständig aktualisiert, und die nächsten geplanten Entwicklungen betreffen die Integration von Staukosten, die Verbesserung der Datenbank, die Definition kritischer Parameter sowie eine bessere Unterscheidung zwischen städtischen und ländlichen Gebieten.
Thomas Heck vom Labor für Energiesystemanalyse am Paul Scherrer Institut (PSI) präsentierte die Ergebnisse der lebenszyklusbasierten Bewertung der Umweltexternalitäten des Verkehrs. Die vom PSI-Team verwendete Methode ist ein Bottom-up-Ansatz für die Wirkungspfade, kombiniert mit einem halbregionalen Ansatz, der eine Differenzierung der Antriebstechnologie und des Entwicklungsstandes ermöglicht. Sie ermöglicht auch die Simulation der künftigen technologischen Entwicklung.
Thomas Heck betonte in seinem Vortrag die große Bedeutung der indirekten Auswirkungen, die durch den damit verbundenen Lebenszyklus (z. B. Fahrzeugherstellung, Kraftstoffproduktion usw.) bei der Berechnung der Umweltauswirkungen und externen Effekte entstehen. Während in der Vergangenheit die direkten Emissionen des Fahrzeugs die Hauptquelle im Vergleich zu den indirekten Lebenszyklusemissionen von Personenkraftwagen waren, werden technologische Verbesserungen und insbesondere die Elektrifizierung der Flotte zu einer völlig anderen Verteilung der direkten und indirekten Emissionen führen. Die von Thomas Heck beschriebene Methode ermöglicht es, die Auswirkungen in Regionen zu berechnen, die weit vom Einsatzort der Fahrzeuge entfernt sind. Außerdem sind bei Elektrofahrzeugen die mit der Stromerzeugung verbundenen Auswirkungen besonders wichtig.
Wir danken den engagierten Referenten für einen aufschlussreichen und anregenden Abend sowie den Teilnehmern für einen lebhaften Dialog. Die gesamate Diskussion sollte unbedingt fortgesetzt werden, da das Potenzial der externen Kostenbewertung zur Förderung eines nachhaltigen Verkehrssystems erheblich ist.
Wenn Sie nicht dabei sein konnten oder sich die Präsentationen noch einmal ansehen möchten, folgen Sie bitte den nachstehenden Links, um die Folien herunterzuladen und sich einen Eindruck von der Veranstaltung zu verschaffen.
Abstracts und Kurzbiografien
Die Mobilität der Schweizer Bevölkerung verursacht jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe - in Form von externen Kosten. Unter diesen negativen Auswirkungen leiden vor allem die Umwelt, das Klima und die Gesundheit. Pro Kopf der Bevölkerung verursacht der Verkehr in der Schweiz durchschnittlich 1'600 Franken an externen Kosten. Der motorisierte Individualverkehr ist für den grössten Teil dieser Schäden verantwortlich, gefolgt vom Flug-, Bahn-, Fussgänger- und Veloverkehr. Überlastete Strassen und Züge kosten die Schweizer Wirtschaft zudem jedes Jahr mehrere Milliarden Franken an Zeitverlusten. Das ARE ist daran, die Berechnungen der externen Effekte zu aktualisieren und gibt einen Überblick über ihre angepasste Methodik.
Joséphine Leuba arbeitet seit Januar 2020 als Ökonomin beim Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) in der Sektion Grundlagen. Sie ist Projektleiterin für die externen Kosten und Nutzen des Verkehrs. Zuvor absolvierte sie ein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Neuenburg (2015-2019). In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit der räumlichen Verteilung der Einkommen in der Schweiz. Während dieser Zeit unterrichtete sie unter anderem auch Mikroökonomie und Ökonomie der nachhaltigen Entwicklung. Sie verfügt über einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften (Universität Neuenburg, 2015) und einen Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften (Universität Lausanne, 2013).
Nicole A. Mathys ist seit 2013 Leiterin der Sektion Grundlagen im Bundesamt für Raumentwicklung (ARE). Die Sektion stellt die für eine fundierte Raumplanungs- und Verkehrspolitik notwendigen Informationen bereit: Daten, Analysen, Anwendung von Verkehrsmodellen, wirtschaftliche Analysen, Koordination von Innovation, Forschung und Evaluation. Zwischen 2008 und 2013 arbeitete sie beim Bundesamt für Energie (BFE), wo sie für das Forschungsprogramm "Energie-Wirtschaft-Gesellschaft" verantwortlich war und an der Erarbeitung der Energiestrategie 2050 mitwirkte. Nicole Mathys verfügt über einen Abschluss in politischer Ökonomie der Universität Neuchâtel. Ihr Doktorat in Wirtschaftswissenschaften mit dem Titel "Five Essays in Trade and the Environment and Economic Geography" erwarb sie 2007 an der Universität Lausanne.
Das derzeitige Verkehrssystem trägt in erheblichem Maße zu den Kohlendioxidemissionen sowie zu den Emissionen von Luftschadstoffen wie Feinstaub oder Stickoxiden bei. Bei den Umweltauswirkungen und externen Effekten müssen jedoch zudem die indirekten Auswirkungen aufgrund des damit verbundenen Lebenszyklus (z. B. die Herstellung von Fahrzeugen, die Kraftstoffproduktion usw.) berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für neue Verkehrstechnologien, bei Elektrofahrzeugen sind die mit der Stromerzeugung verbundenen Auswirkungen besonders wichtig. Der Vortrag wird eine Einführung in die Kombination von Lebenszyklus- und Externalitätsbewertung geben.
Thomas Heck ist seit 2001 als Wissenschaftler am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen tätig. Er ist Mitglied der Gruppe Technologiefolgenabschätzung im Labor für Energiesystemanalysen (LEA). Er verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Umweltauswirkungen, externe Effekte, Lebenszyklusanalyse und interdisziplinäre Modellierung. Er hat an der Universität Stuttgart) in Physik promoviert. Bevor er in die Schweiz kam, arbeitete er als Wissenschaftler für das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart und für die EUsys-TTI GmbH Stuttgart.